Enttäuschung für Berlin, London und Schanghai: Keine der Städte, die sich Hoffnungen auf den Standort für die neue Siemens-Sparte „Infrastructure & Cities“ gemacht hatte, kommt zum Zug. Der Konzern hält München die Treue.
Der Siemens-Konzern wird sein neues Geschäftsfeld „Infrastructure & Cities“ in München ansiedeln. Die Mitarbeiter der Sparte werden ab dem 1. Oktober an effizienten Stromnetzen, Transportmöglichkeiten, Gebäudetechniken, Wasserversorgung und Abfallentsorgungen für die weltweit stark wachsenden Städte arbeiten. Seitdem Siemens-Chef Löscher Ende März den Aufbau der Sparte angekündigt hatte, war über den Standort spekuliert worden. Da Löscher insbesondere die Bedeutung boomender Städte in den Schwellenländern betont hatte, galt ein Sitz im Ausland beinahe als ausgemacht.
„Siemens und München verbindet eine langjährige, erfolgreiche Partnerschaft. Hier finden wir alles, was wir brauchen: wettbewerbsfähige Infrastrukturen, hoch qualifizierte Mitarbeiter und exzellente Forschungseinrichtungen“, begründete Löscher am Dienstag die Entscheidung für München.
Allerdings werden neben dem bereits in London im Bau befindlichen Kompetenzzentrum zwei weitere in Asien und den USA entstehen. Damit werde der Konzern über drei außergewöhnliche Plattformen für den Austausch mit Kunden und Meinungsbildern verfügen und damit seine globalen Vertriebsstrukturen stärken, teilte das Unternehmen mit.
Markt mit 300 Milliarden Euro Jahresumsatz
In der neuen Konzernsparte sollen künftig 81 000 Mitarbeiter an Lösungen arbeiten, die das Leben in Millionenmetropolen erträglich machen. Eine Herausforderung, die man in der Konzernzentrale in München – einer Stadt mit gerade einmal knapp 1,4 Millionen Einwohnern – als Zukunftsaufgabe versteht. Siemens schätzt die Ausgaben für Infrastrukturmaßnahmen in den Städten, die der Konzern anbieten kann, auf weltweit 300 Milliarden Euro im Jahr.
Der Konzern und die Stadt arbeiten bereits an mehreren Projekten nachhaltiger Stadtentwicklung eng zusammen, etwa bei besonders energieeffizienten U-Bahnen oder bei erneuerbaren Energien, die ab 2014 sämtliche Münchner Haushalte versorgen sollen. München sei damit das „ideale Umfeld für den neuen Sektor eines Weltunternehmens, das auf kommunale Infrastrukturen und grüne Technologien setzt“, sagte Oberbürgermeister Christian Ude.
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Siemens soll „grün“ werden
Löschers Ziel ist der Siemens-Umbau zum „grünen Infrastruktur-Pionier“. In einigen Jahren will er so die Schwelle von 100 Milliarden Euro Jahresumsatz überschreiten. Dafür wird ein anderes, traditionelles Geschäftsfeld künftig außerhalb des Konzerns eine Rolle spielen. Die profitable Lichttochter Osram geht im Herbst 2011 an die Börse.