Steve Jobs hat Apple zu einer der schillernsten Firmen der Welt gemacht. Wie ist ihm das gelungen? Jay Elliot hat mit Jobs zusammengearbeitet und erzählt im FOCUS-Online-Interview, was man vom Apple-Chef lernen kann.
Ob iPod, iPhone und oder nun das iPad – Apples Produkte haben die Regeln vieler Branchen und die Gewohnheiten vieler Menschen verändert. Der Erfolg der Firma ist mit einem Namen verbunden: Steve Jobs. „Steve ist der weltgrößte Konsument“ sagt Jay Elliot. „Durch seine Liebe zur Musik und sein Verlangen, die Musik überall mitzunehmen zu können, zauberte er den iTunes Store und den iPod aus dem Hut. Seinen eigenen Leidenschaften nachjagen zu können ist das Elixier, das Steve Jobs am Leben hält, ihn aufblühen lässt und mit der er die Gesellschaft verändert.“ Der 69-jährige Elliot hat zwischen 1980 und 1986 als Vize-Präsident bei Apple gearbeitet. In seinem Buch „iLeadership“ (Ariston) hat Elliot seine Erfahrungen mit Steve Jobs zusammengefasst.
FOCUS Online: Es ist ungewiss, ob Steve Jobs zu Apple zurückkehren kann. Es gibt viele Gerüchte über seine Gesundheit. Wie würde es Apple verändern, wenn Steve nicht mehr da wäre?
Jay Elliot: Steve ist natürlich nicht zu ersetzen. Er ist einzigartig. Aber Apple würde ohne ihn nicht untergehen. Steve hat ein großartiges Team um sich herum geschaffen. Da ist zum Beispiel Tim Cook, der bei Apple fürs Tagesgeschäft verantwortlich ist und Steve schon einmal vertreten hat. Oder Jonathan Ive, der Chef-Designer. Noch wichtiger als die Leute ist aber, dass Steve der Firma eine Vision gegeben hat. Das Ziel, toll designte, benutzerfreundliche Produkte zu kreieren, ist zu Apples DNA geworden. Auch ohne Steve bleibt die Firmenkultur bestehen.
FOCUS Online: Ist es leicht für Steve Jobs zu arbeiten?
Elliot: Ich bin gut mit ihm klargekommen. Aber ist nicht einfach. Steve ist einzigartig, sehr anspruchsvoll und zielgerichtet. Er lobt, aber er kritisiert auch viel. Wenn Du sein Tempo mitgehen kannst, Deine Aufgaben kennst und seine Vision verstehst, dann ist Arbeiten für Steve toll. Wenn Du das alles aber nicht kannst, dann verschwendet Steve nicht seine Zeit mit Dir.
FOCUS Online: Was passiert bei Fehlern? Vergibt Steve leicht?
Elliot: Ja, Steve weiß, dass Fehler passieren. Auch er hat Fehler gemacht. Das wichtige ist, aus Fehlern zu lernen und sie nicht zu vertuschen oder weg zu diskutieren. Die ganzen Geschichten, dass Steve direkt die Leute rauswirft, sind Unsinn.
FOCUS Online: In Ihrem Buch sagen Sie, dass eine von Steve Jobs´ besonderen Qualitäten seine Detailgenauigkeit ist. Ist das aus der Sicht der Mitarbeiter nicht furchtbar anstrengend?
Elliot: So schlimm ist das nicht. Es geht Steve nicht um jedes Detail, sondern eher um die Linie. Er will zum Beispiel, dass das iPhone nur einen Knopf hat. Dieses ständige Suchen nach der besten Lösung wäre frustrierend für die Mitarbeiter, wenn die Forderungen nicht nachvollziehbar wären oder das Ergebnis schlecht. Aber das ist es nicht. Das Achten auf Details gehört zur Firmenkultur. Das Produkt steht im Vordergrund. Und wer sich damit nicht identifiziert, ist bei Apple fehl am Platz. Früher war es zum Beispiel so, dass neue Mitarbeiter ein Macintosh-Rechner gekriegt haben. Wer sich einen Monat später damit nicht auskannte, wurde wieder entlassen.
FOCUS Online: Apple hat diese Firmenkultur, die auf einer Vision basiert. Wie baut man solch eine Kultur in einem Unternehmen auf?
Elliot: Das fängt zuerst mit der Organisation an. Ein Unternehmen muss produktorientiert organisiert sein. Jeder muss verstehen, worum es geht, wie die Vision vom Produkt aussieht. Zweitens müssen die unterschiedlichen Bereiche, von der Entwicklung bis zum Verkauf, eine Beziehung zu dem Produkt haben, und ineinander verzahnt sein. Und es geht natürlich um Leidenschaft, die der Kopf einer Firma aufrechterhalten und vermitteln muss.